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Allzweckwaffe für unterschiedlichste Materialfluss-Anwendungen
Zack, zack, zack. Die Geschwindigkeit, mit der beim belgischen Bauchemiespezialisten Soudal die 310 ml-Kartuschen aus der Abfüllmaschine schießen, ist atemberaubend. Pro Minute spuckt der Automat 200 der kleinen Thermoplast-Kartuschen mit frisch bestückter Silikon-Fugenmasse aus. Auf die Stunde hochgerechnet sind es immerhin bis zu 12‘000 Einheiten. Pro Achtstundenschicht gar 192‘000 Kartuschen mit beiden Produktionslinien. Wann immer der Betrachter seinen Blick auf eine Kartusche lenkt, um deren Weg mit zu verfolgen, gibt er sehr schnell auf. So rasant läuft die Fertigung auf der Anlage im Stammwerk Turnhout unweit der niederländischen Grenze.
Dynamischer Puffer bei der Abfüllung von Fugenmassen und Dichtstoffen
Die Hochschwindigkeits-Abfülllinie beruht auf einem einzigartigen Materialflusskonzept, das inzwischen modellhaft von weiteren einschlägigen Herstellern übernommen wurde, etwa vom chinesischen Kleb- und Dichtstoffproduzenten Hangzhou Zhijiang Silicone Chemicals. Es basiert im Wesentlichen aus einer zwischen Abfüllstation und Case-Packer geschalteten Skyfall-Strecke, die als dynamischer Puffer zwischen beiden Produktionsbereichen fungiert. Damit beseitigt das Ferag-System die bis dato betriebsbedingten Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Verarbeitungsschritten. Sobald eine Störung an einer nachgeordneten Maschine auftritt, füllt sich die Pufferstrecke vor dem Case Packer mit Kartuschen. Diese kann bis zu drei Minuten Produktionszeit überbrücken, wodurch die vorgelagerte Abfüllmaschine nicht sofort gestoppt werden muss.
Prozessverkettung und -Puffer in der Automobilindustrie
In ähnlicher Manier wie bei Soudal, wo die Produktionskapazität sich nahezu verdoppelte, trägt die Skyfall-Technologie in anderen Industriezweigen zur Effizienzsteigerung bei. Dazu zählt auch die Automobilindustrie, die das System der Schweizer unter anderem bei der Sequenzierung von Kunststoff-Anbauteilen oder Interieur-Modulen einsetzt. Beim bayerischen Zulieferer Dräxlmaier am chinesischen Standort Shenyang verkettet eine seit 2017 in mehreren Phasen realisierte Skyfall-Anlage die entscheidenden Prozesse zur Fertigung von Instrumententafeln, Türverkleidungen und Mittelkonsolen aus faserverstärktem Kunststoff-Spritzguss miteinander: nämlich Spritzgießen, Puffern und die anschließende Weiterbearbeitung samt Montage. Dank der Skyfall-Anlage, welche diese Arbeitsbereiche elegant miteinander verbindet und zugleich ein riesiges Produktionslager in der dritten Dimension bildet, entfällt der Warenverkehr und Pufferplatz am Boden für diese sperrigen Bauteile komplett.
Hohe Flexibilität dank anpassbarer Lastaufnahmeadapter
Beide Fallbeispiele, die in punkto Aufgabenstellung und Fördergut kaum unterschiedlicher sein könnten, dokumentieren die hohe Flexiblität des im Zürcher Oberland entwickelten Schwerkraft-Hängeförderers. Ferag hat Skyfall als skalierbares und offenes System für alle nur erdenklichen Anwendungen konzipiert. Dabei spielen die Lastaufnahmeadapter eine entscheidende Rolle; denn sie lassen sich nahezu an jede kundenspezifische Anforderung anpassen. Je nach logistischer Komplexität, Anlagen-Layout und zu transportierendem Maximalgewicht kommt dabei entweder ein „Shuttle M“ (bis drei Kilogramm) oder ein „Shuttle L“ (bis zehn Kilogramm) zum Einsatz. Für Applikationen ab zehn Kilogramm werden sogenannte „Trolleys“ implementiert. Sind es bei Soudal Ladeklammern, die die nur wenige Hundert Gramm wiegenden Kartuschen über einen einzigen Rolladapter („Shuttle“) in den Fahrkanal einfügen, wurden bei Dräxlmaier komplexe und perfekt ans Fördergut angepasste Ladungsträger entwickelt.. Diese nehmen – über zweiachsige „Trolleys“ in den Fahrkanal eingebettet – bis zu sechs Interieurmodule auf und transportieren diese sicher von einer Station zur nächsten. Je nach Anwendung und Fördergut sind auch Ladungsträger mit Ladegabeln, Behältern, diversen Haken oder aktiven Klammern vorstellbar, sollten Kunden für die bei ihnen zu bewältigenden Aufgabe entsprechende Lastaufnahmemittel benötigen. Standardmäßig hat das Schweizer Unternehmen außerdem robuste Taschen aus hochwertigem Polyester mit beidseitiger PVC-Beschichtung als Ladungsträger im Programm. Ihr Haupteinsatzgebiet erstreckt sich vor allem auf den E-Commerce-Sektor. Speziell für das Fashion-Segment hat Ferag eine Skyfall-Variante mit „Garments on Hanger“ (GOH) konzipiert. Beim spanischen Kindermodenanbieter Mayoral in Malaga sind in einem einzigen System zur Omni-Channel-Auftragserfüllung Taschen und GOH im bunten Mix miteinander kombiniert. Trotz dieser zusätzlichen Komplexität schafft diese Skyfall-Anlage bis zu 12.000 Einheiten pro Stunde.
Zweite Skyfall-Generation mit zahlreichen Verbesserungen im Detail
Die hohe Leistungsfähigkeit des Skyfall-Systems hängt von vielen technischen Details ab. So setzen die Schweizer bei ihrem Schwerkraft-Hängefördersystem auf durchweg als Außenläufer umgesetzte Rolladapter, welche sich mit bis zu 6 kugelgelagerten Rollen reibungsfrei durch die Führungsprofile bewegen. Dadurch lassen sich mit minimalem Energiebedarf Steigungen und Gefällstrecken realisieren. Auch bei Wartung und Reinigung bietet dieses konstruktive Prinzip entscheidende Vorteile. Zudem spielen Bestandteile wie die Bauart der Weichen oder das Design der Umlaufförderkette eine wesentliche Rolle. In allen diesen Bereichen wartet die neue Generation des Skyfall-Systems mit erheblichen Verbesserungen auf. Beim Steuerungssystem hat Ferag ebenfalls nachgeschärft: Durch die Erweiterung der Schnittstellen lässt sich dieses noch besser mit übergelagerten Systemen (WCS/WMS) verknüpfen. Zugleich lassen sich jede Weiche und jedes Fahrwerk optimal im Hinbllick auf ihre Beanspruchung überwachen. Diese Maßnahme haben die Schweizer auch im Sinne des immer wichtiger werdenden „Predictive Mainentance“ implementiert. Damit ist ihr Schwerkraft-Hängefördersystem in jedem Fall „Industrie 4.0“-tauglich.